Anastasiya Taratorkina (Deutschland/Russland) konnte sogar diese Leistung noch übertreffen.

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Hier könnten wir eine Nachfolgerin der großen Antonina Neschdanova gehört haben, deren Aufnahmen gern als Referenz für den Belcanto der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herangezogen werden. Das Rüstzeug in Sachen Belcanto-Technik und Belcanto-Stil verdankt Frau Taratorkina dem Studium bei Frau Hendrikje Wangemann an der Dresdner Hochschule für Musik. Bei ihrer Norina-Arie aus Don Pasquale von Donizetti ging strahlend die Sonne auf. Perfekte Diktion, in jedem dynamischen Grad weich eingeschwungene Spitzentöne, Humor und ein sparsames Agieren exakt auf die Pointe der Rolle machten ihre Interpretation zum Erlebnis. Auch hier spontanes Umschalten auf eine suizidale Pamina, die so innig, farbreich und in perfektem Deutsch gelang, dass nach den letzten Tönen vor dem aufbrandenden Applaus erst einmal Totenstille herrschte. „No word from Tom“ aus Strawinskys The Rake‘s Progress offenbarte weitere interessante Stimmfarben und eine erstaunlich sonore Tiefe. Anastasiya Taratorkina ist eine Virtuosa und ein Name, den man sich merken sollte, denn sie wird demnächst die großen Häuser als Gilda, Norina und hoffentlich auch Zerbinetta erobern.